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Jean Paul
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AE
Einer der auszog
„Die Enden der Welt“ von Roger Willemsen

Ans Ende der Welt reisen – ein romantischer Traum, der umso märchenhafter anmutet, als mittlerweile jeder Quadratmeter Erde der Verborgenheit entrissen zu sein scheint. „Das Ende der Welt ist eine Erfindung“, lesen wir im ersten Kapitel von Roger Willemsens Buch. Dennoch war der tapfere Schreiberling, getrieben von Wissbegier und Abenteuerlust sowie ausgestattet mit genügend Zeit und Geld, über Jahrzehnte immer wieder ausgezogen, um gleich mehrere Enden der Welt zu erkunden. Deren 22 beschreibt er in ebenso vielen Kapiteln. „Es sind Gegenden, in die man eintritt und weiß, dass hier etwas abgeschlossen ist, und diesem Ende wohnt kein Anfang inne.“

Natürlich ist der Titel seines Buchs mehrdeutig. Es geht um all das: gottverlassene Gegenden, geographische Randbezirke, das Ende der Hoffnung, das Ende eines Gangs, die Endlichkeit von Beziehungen und Leben und um das Ende der Vernunft. Auch die Apokalypse dräut angesichts von Trostlosigkeit und Verfall. Die meisten von Willemsens Zielen sind tatsächlich Orte, die außerhalb eines von Medien und Tourismuswerbung geprägten Blickwinkels liegen. Immer legt er den Fokus auf menschliche Begegnungen und Beziehungen. Mehr oder weniger unerschrocken begibt er sich in manch heikle Situation, auch kulinarisch. Seine Beschreibungen sind literarisch ambitioniert. Kaum ein Abschnitt kommt ohne philosophischen Firnis aus. Zuweilen wirken die poetischen Schnörkel etwas bemüht, auch sind manche Sätze nur schwer zu entschlüsseln, in den meisten Fällen aber findet Willemsen für seine präzisen und sensiblen Wahrnehmungen die rechte Sprache. Wie sagte doch Herr Yee in Ang Lees Film „Gefahr und Begierde“: „Wenn man aufmerksam ist, ist nichts trivial.“

Roger Willemsen: „Die Enden der Welt“.
Erzählungen.
Fischer S. Verlag GmbH, 2010, 554 Seiten, gebunden, 21×13,7 cm, 20 Euro.
ISBN: 3100921046 / ISBN-13: 9783100921048
AE
Einer der auszog
„Die Enden der Welt“ von Roger Willemsen

Ans Ende der Welt reisen – ein romantischer Traum, der umso märchenhafter anmutet, als mittlerweile jeder Quadratmeter Erde der Verborgenheit entrissen zu sein scheint. „Das Ende der Welt ist eine Erfindung“, lesen wir im ersten Kapitel von Roger Willemsens Buch. Dennoch war der tapfere Schreiberling, getrieben von Wissbegier und Abenteuerlust sowie ausgestattet mit genügend Zeit und Geld, über Jahrzehnte immer wieder ausgezogen, um gleich mehrere Enden der Welt zu erkunden. Deren 22 beschreibt er in ebenso vielen Kapiteln. „Es sind Gegenden, in die man eintritt und weiß, dass hier etwas abgeschlossen ist, und diesem Ende wohnt kein Anfang inne.“

Natürlich ist der Titel seines Buchs mehrdeutig. Es geht um all das: gottverlassene Gegenden, geographische Randbezirke, das Ende der Hoffnung, das Ende eines Gangs, die Endlichkeit von Beziehungen und Leben und um das Ende der Vernunft. Auch die Apokalypse dräut angesichts von Trostlosigkeit und Verfall. Die meisten von Willemsens Zielen sind tatsächlich Orte, die außerhalb eines von Medien und Tourismuswerbung geprägten Blickwinkels liegen. Immer legt er den Fokus auf menschliche Begegnungen und Beziehungen. Mehr oder weniger unerschrocken begibt er sich in manch heikle Situation, auch kulinarisch. Seine Beschreibungen sind literarisch ambitioniert. Kaum ein Abschnitt kommt ohne philosophischen Firnis aus. Zuweilen wirken die poetischen Schnörkel etwas bemüht, auch sind manche Sätze nur schwer zu entschlüsseln, in den meisten Fällen aber findet Willemsen für seine präzisen und sensiblen Wahrnehmungen die rechte Sprache. Wie sagte doch Herr Yee in Ang Lees Film „Gefahr und Begierde“: „Wenn man aufmerksam ist, ist nichts trivial.“

Roger Willemsen: „Die Enden der Welt“.
Erzählungen.
Fischer S. Verlag GmbH, 2010, 554 Seiten, gebunden, 21×13,7 cm, 20 Euro.
ISBN: 3100921046 / ISBN-13: 9783100921048
JW
Stephen Fry on language and pedants
Dieser wunderbaren Kritik des ebenfalls wunderbaren Stephen Fry können wir nur antworten: "guilty, m'lord".

Stephen Fry Kinetic Typography - Language from Matthew Rogers on Vimeo.